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Unnötiger Stress wegen Selektion

Daniel Wildhaber
March 7, 2025
Vielfalt

Der Druck steigt spätestens in der fünften Klasse, manchmal sogar schon früher. Es geht um einen Entscheid, der wesentlich ist für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler: In welche Sekundarstufe schafft es das Kind? Reicht es fürs Niveau Sek und später fürs Gymnasium? Der Druck der Gesellschaft und damit auch derjenige der Schule ist gross.

Das löst bei Kindern, Eltern und Lehrpersonen Stress aus. Ein Stress, der im puren Gegensatz steht zum förderorientierten Auftrag der Volksschule. Erwiesen ist, dass die soziale Herkunft einen direkten Einfluss darauf hat, wie ein Kind bewertet wird. Eltern und Lehrpersonen haben an Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten generell tiefere Erwartungen. Dies beeinflusst sowohl Leistungen, Sozialverhalten als auch die Übertrittschancen der Kinder. Ich möchte das ändern: Die Selektion in der sechsten Klasse muss abgeschafft werden. Alle Kinder vom Kindergarten bis zum Ende der Oberstufe sollen zusammenbleiben, also von etwa 4 bis 15 Jahren. Erst im achten und neunten Schuljahr soll die Selektion fürs Gymnasium stattfinden.

Es geht darum, alle Kinder und Jugendlichen individuell zu fördern, in klaren Rahmenbedingungen, die nicht einengen. Ich orientiere mich an der Neugier des Menschen. Das Lernen vom Kindergarten bis in die Berufs- und Mittelschule ist ein natürlicher Prozess. Die Beteiligten erleben sich als wertvoll, fühlen sich in ihrer Gemeinschaft wohl und können dadurch ihre Potenziale besser entfalten. Eine solche Schule kann während der Volksschulzeit auf die Selektion verzichten. Lernen braucht Motivation, Vertrauen in die eigenen Stärken und Lehrpersonen, die fördern und Verbindlichkeit sowie Leistung einfordern. Längst gibt es praxiserprobte Ansätze, die individuelles Lernen, Eigenverantwortung und Reflexion in den Mittelpunkt stellen.