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Was hat Fachkräftemangel mit Bildungsgerechtigkeit zu tun?

Barbara Streit-Stettler
January 31, 2025
Wachstum

Ende Juni 2023 war ich als Vertreterin des VSoS zur Präsentation der Studie «Bildungsgerechtigkeit – Chance für die Schweizer Wirtschaft» nach Zürich eingeladen. Diese zeigt auf, dass Bildungsgerechtigkeit nicht bloss ein abgehobenes Thema für Gutmenschen ist, sondern eine schlichte Notwendigkeit im Kampf gegen den Fachkräftemangel darstellt. 

"Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, ist die Verfügbarkeit von Talenten für die Schweizer Wirtschaft unerlässlich. Deshalb gilt es, junge Talente zu identifizieren und zu fördern, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund", begründen Allianz Chance+ und das Beratungsunternehmen Oliver Wyman Schweiz ihre Entscheidung, die Studie zu den wirtschaftlichen Folgen unausgeschöpfter Talentpotenziale durchzuführen. Ziel der Studie sei es gewesen, das volkswirtschaftliche Potenzial von Bildungsgerechtigkeit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und die Dringlichkeit des Themas aufzuzeigen. 

14'000 Talente kommen nicht zum Zug!

Die Studie fördert erschreckende Zahlen zutage: Zahlreiche Jugendliche profitieren nicht vom hochgelobten Schweizer Bildungssystem, weil sie aus bescheidenen familiären Verhältnissen stammen. Die Autoren haben die besorgniserregende Zahl von 14'000 Betroffenen errechnet - landesweit und pro Jahr - bei denen es nicht gelingt, deren volles Potenzial auszuschöpfen. Die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft täten gut daran, diese jungen Menschen nicht als Belastung anzusehen, sondern als wertvolle Ressource, schreiben die Initianten der Studie. Denn: Bildungsgerechtigkeit sei mehr als ein sozialpolitisches Anliegen, sie sei auch eine volkswirtschaftliche Chance.

Eine wichtige Feststellung der Studie: Die Selektion kommt zu früh!

(Gekürzte Version. Originalartikel im VSoS Newsletter Nummer 27, Okt. 2023)

Barbara Streit-Stettler
Präsidentin VSoS, alt Grossrätin, Kommunikationsfachfrau